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Führung Golzheimer Friedhof
Brücke könnte verbinden
Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie dauern länger. Im Frühjahr waren viele von uns noch optimistisch, dass das Leben im Herbst wieder seinen normalen Gang aufnehmen werde. Weit gefehlt! Aber wer glaubte, das Virus würde auch viele unserer Beziehungen zerstören, konnte das Gegenteil erleben: Die Tischfreunde in den Tischgemeinschaften rückten näher zusammen und fanden viele Wege, um den Kontakt zueinander weiter zu pflegen: Es verging kein Tag, an dem keine Telefongespräche stattfanden oder eine E-Mail oder SMS verschickt wurde; ja, es wurden sogar wöchentliche Zoom-Stammtische eingerichtet, um einander zu sehen und auszutauschen. Natürlich waren für etliche von uns an Sommerabenden der Jonges-Treff On The Beach eine willkommene Abwechslung. Herzlichen Dank dafür den Initiatoren!
Was wir in der Tischgemeinschaft medde d’rzwesche für das Frühjahr geplant hatten, konnte dann endlich Anfang Oktober umgesetzt werden: Schon lange stand eine Führung über den Golzheimer Friedhof in unserem Veranstaltungskalender. Es waren bewegende Momente, einander wiederzusehen und wieder etwas gemeinsam zu machen. Die kleine Gruppe von 20 Personen wurde von Dr. Dieter Sawalies, erster Vorsitzender des Vereins: „Der Golzheimer Friedhof soll leben“, über dieses wunderschöne Kleinod in unserer Stadt geführt. Eingezwängt zwischen einer Versicherung im Osten und dem Gebäude des Regierungspräsidenten im Westen liegt diese bedeutsame Grünanlage. Sie ist nicht bloß ein alter Friedhof, sondern vielmehr ein Ort mit Grabstätten von stadtbekannten Namen wie Maximilian Friedrich Weyhe, Wilhelm von Schadow, Karl Immermann, Pastor Jääsch (Friedrich Gerst) und vielen anderen. An einzelnen Gräbern blieb Dr. Sawalies stehen und erzählte erst einmal eine Geschichte, wodurch eine vergangene Zeit wieder lebendig wurde.
Ein neuer Gedenkstein weckte unsere Aufmerksamkeit: Er erinnert an den „Kleinen Wilhelm“. Heinrich Heine vermerkt in seinen Erinnerungen, dass er an dem Tod des Knaben schuld gewesen sei, weil er den kleinen Wilhelm, einen Nachbarsjungen, bedrängt habe, eine Katze aus der Düssel zu retten. Bei dem Rettungsversuch ist der Junge allerdings ertrunken.
Daneben, so wurde uns erzählt, soll ein weiterer neuer Gedenkstein aufgestellt werden für die „Wasserleichen“, die im Rhein gefunden wurden und bei denen nicht eindeutig sei, ob sie durch eigene oder durch fremde Hand starben.
Wir kamen dann an die vierspurige Klever Straße plus Parkstreifen, die den Golzheimer Friedhof in zwei Teile zerschneidet – eigentlich ein Unding, über das die meisten nur den Kopf schütteln. Ein paar wenige wollen sich seit längerem mit dieser unerträglichen Situation allerdings nicht abfinden: Und so entstand die Idee, mit einer Brücke die Klever Straße zu überqueren. Erste Skizzen des ehemaligen Vorsitzenden der deutschen Architektenkammer, Jochen Boskamp, dafür gibt es bereits, der politische Wille zur Umsetzung und die Finanzierung dieses Projektes fehlen jedoch – noch.
Wir von der Tischgemeinschaft medde d’rzwesche sind beeindruckt von diesem geschichtsträchtigen Ort in unserer Stadt und können eine Führung nur empfehlen. Es lohnt sich! Ebenso möchten wir für die Unterstützung des Vereins: „Der Golzheimer Friedhof soll leben“ werben – durch eine Mitgliedschaft oder eine Patenschaft für eine Grabstätte oder auch für eine Spende zugunsten von Projekten wie einer Fußgängerbrücke über die Klever Straße.
Jörg Jerzembeck-Kuhlmann,
Tischbaas der TG medde d‘rzwesche